Countdown

Mittwoch, 3. November 2010

Der Geruch nach frischem Gras

Talentshow
Und dass ihr mir jetzt ja nichts Falsches denkt! :D Ich weiß nicht, wie lange dieser wundervolle Geruch von sonnenbeschienen gemähtem Gras schon hier oben in den Bergen haust, denn ich war die letzte Woche immer erst nachts Zuhause, wenn keine Sonne mehr da war, doch es ist das Beste überhaupt, denn man weiß der Sommer steht vor der Tür.
Nach dem freien Tag der Volkszählung und trotz der „Trauer“ um den Ex-Präsidenten, gingen die Tage wie gewohnt weiter. Ein langer Schultag (ohne Mittagspause), direkt danach kurz zu Karina und anschließend habe ich mich mit Sophie und Luise in der Stadt getroffen. Könnt ihr euch vorstellen in nur zwei Stunden alles zu bekommen, was man braucht? Von Weihnachtsgeschenken über Mitbringsel für die Heimat bis hin zum Schaufensterbummel?! Es war auch nicht möglich. Als wir schließlich zum Rotarymeeting mussten, hatten wir, wenn überhaupt, gerade einmal die Hälfte geschafft. Das Meeting an diesem Tag war
Behindertenreiten=)
insofern besonders, dass es Luises Letztes hier in Argentinien war und es ihr zu Ehren natürlich auch wieder ein Asado gegeben hat. Wir mussten/durften/sollten übrigens bedienen; es ist gar nicht so einfach bedienen und essen gleichzeitig, denn immer, wenn man gerade mit dem letzten Tisch fertig war, wollten die ersten Tische schon wieder Nachschub. Hättet ihr gedacht, dass für eine einzige Person ein halbes Kilo Fleisch eingeplant wird?! Am Ende waren jedenfalls alle sattxD Später wurden noch ein paar gegenseitige Dankensworte gesprochen und der Wimpel an Luise überreicht, dann war auch „schon“ alles vorbei. Um sieben Uhr morgen aus dem Haus, um
Der Sinn des Lebens
ein Uhr nachts zurück…
So ähnlich sah auch der nächste Tag aus. Eigentlich ist der Freitag ja unser kurzer Tag, aber an diesem Nachmittag war etwas anderes geplant. Dazu ein kleiner Einblick in eine Geschichte, die sich vor einiger Zeit in den Bergen von San Martín de Los Andes ereignet hat: Vor nicht gar so langer Zeit ist ein Flugzeug abgestürzt, es wurde größtenteils von den Bergen auseinander gerissen, es konnte keine Hilfe mehr gerufen werden, viele starben auf der Stelle, doch einige überlebten. Nun saßen sie jedoch ohne warme Kleidung und Essen im Schnee fest, weitab von jeglicher Zivilisation und warteten vergeblich auf Hilfe. Weitere Menschen erlagen ihren Verletzungen und der Kälte. Nach einiger Zeit entschlossen sie sich dem Hungertod zu entgehen, indem sie begannen die toten Menschen, die teilweise ihre Freunde waren, zu essen! Sie wurden zu Kannibalen und haben sich von ihren eigenen Leuten ernährt.
Junín de Los Andes
Unvorstellbar! Am Ende haben sich drei junge Männer den langen Weg ins Tal gekämpft und konnten Hilfe holen, ein paar Menschen konnten noch gerettet werden. Zu diesem Ereignis wurde auch ein Film gedreht, den wir in der Schule gesehen haben und an diesem Freitag kam einer der Überlebenden zu uns in die Schule, wo er eine Rede gehalten hat. Rotary hatte aber etwas anderes mit uns geplant und meinte wir könnten später in der Stadt zu der Rede gehen, so erzählte ich meiner Familie, dass ich erst spät nach Hause kommen würde. Die Sache mit Rotary verschob sich aber, sodass ich nach der Schule nicht wusste, ob bei mir jemand Zuhause ist und einfach mit zu Sophie gegangen bin.
Da wurden wir von Silvie abgeholt und sind zum Behindertenreiten gefahren. Erst waren wir ein bisschen „enttäuscht“, weil die angekündigten Kinder alle schon über zwanzig waren und gar nicht sooo einen besonderen Eindruck gemacht haben, aber schließlich hat man es doch gemerkt. Es war interessant zu sehen, wie glücklich sie waren, wenn die Pferde das gemacht haben, was sie wollten und es ihnen Selbstbewusstsein
gegeben hat. Sie können sich nicht selber versorgen, aber sie können die Pferde versorgen und mit ihnen umgehen. Wir durften auch mitreiten, aber die Pferde haben genau gemerkt, wer drauf sitzt und nicht immer das gemacht, was wir wollten:D Nach dieser Gruppe kam noch eine weitere, wo die Kinder aber mit ihren Müttern auf’s Pferd mussten, damit die nicht runterfielen. Da sind wir aber gegangen, weil wir an diesem Abend noch etwas vorhatten. Wir hatten uns nämlich entschlossen an diesem Abend nicht zu der Rede zu gehen und stattdessen gemeinsam zu kochen. Französische und deutsche Küche! :D
Eine Station des Kreuzwegs
Es war ziemlich kompliziert, die richtigen Zutaten zu bekommen und wir mussten einige Zutaten durch andere ersetzen. Das führte auch dazu, dass unser Nachtisch, ein einfacher Früchtequark, völlig misslungen ist. Wie kann es hier auch keinen Quark geben?! Und diesen mit Ricotta zu ersetzen war einfach nicht möglich. Sophies Gastvater war aber so süß, dass er versucht hat, das Beste daraus zu machen, indem er das Gemisch kalt gestellt und mit so viel Dulce de Leche gegessen hat, dass man nur Karamell geschmeckt hatxD Immerhin war Sophies Kartoffel-Hackfleisch-Auflauf
 (den franz. Namen habe ich vergessen) super und so wurde es noch ein lustiger Abend=) Um elf Uhr haben wir uns verabschiedet…
…nur um uns am nächsten Tag wieder zu treffen. Wir mussten schließlich unseren Einkauf noch fortsetzen. Zuerst musste aber unser Bauch noch gefüllt werden. Das Restaurant, das wir uns vorher schon ausgesucht hatten, war leider geschlossen, sodass wir in einer Pizzeria landeten. Geschmeckt hat es trotzdem:D Für unseren Einkauf haben wir uns allerdings die denkbar schlechteste Zeit ausgesucht. Auch wenn die meisten Geschäfte sogar am Sonntag geöffnet haben, haben sie nie bzw. selten zwischen 14-17Uhr geöffnet, denn da halten alle eine ausgeprägte Siesta. Wir waren also recht einsam in der Stadt und konnten uns lediglich mit ein paar Kiosken trösten. Wir wollten und konnten auch nicht bis fünf Uhr warten, denn an diesem Tag war Luises Abschiedstee, wo es natürlich wieder mehr als genug zu essen gab (Ich möchte nicht wissen, wie viel ich schon zugenommen habexD). Anschließend ging es zu „Talento FASTA“, einer Talentshow unserer Schule. Es war total super. Auch wenn bei den Kleineren oftmals nicht so viel zu sehen war, waren auch ein paar Ausnahmen, wie zum Beispiel ein kleiner Breakdancer und ein kleines Mädchen, das alle Größeren ihrer Gruppe in den Schatten gestellt hat, dabei. Mein persönlicher Favorit war ein Mädchen aus dem Jahrgang unter mir, das gesungen hat. Eine super Stimme =)Es gab auch eine Siegerehrung, aber alle waren Sieger und haben einen kleinen Preis bekommen. So kam es, dass auch dieser Tag erst spät in meinem Bett endete.
Die Kapelle
Und dann kam der Tag des Abschieds und alle sind zum Flughafen um Luise „Adios“ zu sagen. Danach wollte ich direkt nach Hause, aber als Pablo sagte, sie würden essen gehen, habe ich mich einfach mal „selbst eingeladen“. Wir, das sind in diesem Fall fünf deutschsprechende Rotarier und ich, sind nach Junín de Los Andes in ein orientalisches Restaurant gefahren. Es wurden Speisen aus dem Orient, aber auch argentinisches Essen angeboten und es war richtig lecker. Vor allem mein Nachtisch aus Datteln, Nüssen und Sirup war ein klebriger Genuss. Doch nicht nur für das leibliche, sondern auch für das seelische Wohl sorgten wir, indem wir eine Kapelle besichtigten, wo ich Laura Vicuña „kennenlernte“, und wir auf einem Kreuzweg das Leben Jesu „verfolgten“.
Laura Vicuña ist eine Selige. Sie gelobte Gott ihr Leben, wenn sich ihre Mutter von deren Mann trennte, der sie stark misshandelte. Mit Jahren starb Laura und ihre Mutter kam frei. Anhand dieses Mädchens habe ich erst mal wirklich verstanden, was es mit der ganzen Selig- und Heiligsprechung auf sich hat:D
Der Kreuzweg hier in Junín ist ein wenig speziell. Es ist eine Mischung aus Christentum, Tradition und Religion der Mapuche und Politik, doch als wir oben auf dem Berg an dem Kreuz angekommen waren, hatten wir „nach dem Essen sollst du ruh’n oder tausend Schritte tun“ doppelt und dreifach erfüllt. Das haben wir ausgenutzt um hinterher einen Kaffee und ein Stück Apfelkuchen zu essen, was zuerst niemand wolltexD Der Tag endete…na, wann endete der Tag?:D
Angekommen =)
Anfang der Woche musste ich einiges organisieren, sodass ich mich nach der Schule direkt mit Pablo in der Stadt getroffen habe um mein Busticket nach Puerto Madryn zu kaufen, wo nächste Woche meine große Reise startet =) Und danach? Beim ihm Kaffee trinken:D Sein Enkel und andere Verwandte waren auch da, sodass es eine kleine gesellige Runde war. Auf dem Nachhauseweg kündigte sich mein Counselor für den Abend an, doch er sagte nicht, dass er etwas Bestimmtes wollte. Deshalb dachte ich auch, er hätte sich vorher mit meinen Eltern abgesprochen, doch sie wussten nichts davon. Zum Glück kam er aber nicht zum Essen. Stattdessen wollte er das „Notfallgeld“, das ich nicht hatte, und meinen Reisepass, den ich ihm nicht geben wollte, weil ich den doch für die Reise brauche. Das wollte er mir erst nicht glauben, doch nach einigen Telefonaten war er überzeugt:D Da ist der arme Kerl ganz umsonst gekommen…
Der Dienstag verlief mal etwas ruhiger. Das einzige, das anstand, war die Zutaten für meinen Kuchen zu kaufen und diesen anschließend zu backen. Heute hatten wir nämlich „Dia espiritual“, d.h. keine Uniform, Kekse, Kuchen und Mate, und den ganzen Tag über Gott und den Sinn des Lebens nachdenken. Ich dachte, für diesen Anlass ist ein Eierlikörkuchen genau das Richtige.Er kam auch bei allen super an, sogar beim Pfarrer, auch wenn der Kuchen anders war als in Deutschland. Der Eierlikör hat anders geschmeckt, es gab keinen Vanillezucker und das Backpulver war braun, aber der Kuchen hat trotzdem geschmeckt=)
Mit Schule, Religion und Rotary kann man also eine Woche komplett ausfüllen :D
Bilder folgen, noch nicht drucken, Papa!!! :D

2 Kommentare:

  1. ich überleg grade wo du überall platz für ein nebensätzchen hattest xDD
    ts ts :D
    te amo querida, me alegro tanto que nos vemos en un ratitooooo!!!! <3:-*

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  2. jajajaxD einmal konnte ich mich auch nicht mehr beherrschen, aber bei vielen Möglichkeiten habe ich mich noch zurückgehalten:D
    noch 4 taaageee!! :-*

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