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Meine Ma, meine Oma und ich |
Die Post?! Nein eher die Mara! :D Auch wenn ich ein paar Startschwierigkeiten hatte, bin ich jetzt wieder voll dabei. Nachdem ich ein paar Tage fleißig das Bett gehütet hatte, hielt ich es am Donnerstag nicht mehr im Haus aus. Meine Ma wollte mich am liebsten schon am Mittwoch wieder in die Schule stecken, aber mein Papa wollte am liebsten, dass ich die ganze Woche Zuhause bleibe. Wir einigten uns auf Donnerstag. Außerdem konnte ich Donnerstagnacht das erste Mal wieder richtig durchschlafen und war überrascht, als ich um zehn Uhr aufwachte. Die Nächte davor endeten für mich immer spätestens um fünf Uhr. An diesem Tag aber nahm das Ganze ein schlagartiges Ende. Zwar immer noch ein wenig angeschlagen machte ich mich auf den Weg in die Stadt und genoss das schöne Wetter. Ich schaute auf einen kleinen Besuch bei Karina vorbei und wir fassten einen Entschluss für den nächsten Tag. Meine Ma hatte am Samstag Geburtstag und da sie vor einiger Zeit unbedingt einen Apfelstrudel wollte, machte ich ihr die Freude. Zusammen haben wir die Zutaten besorgt.
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Mein bissiger Cousin im Kampf mit meinen Geschwistern :D |
Am nächsten Tag ging ich wieder zur Schule, wozu ich nicht genau weiß, wieso eigentlich. Am Morgen war ich vieeel zu müde zum Ausstehen, außerdem hätte ich mir doch denken können, dass wir nichts machen. Es fing damit an, dass die ersten drei Stunden ausfielen, da kein Lehrer da war. An diesem Tag war außerdem „Nationaler Lesemarathon“, d.h. die ganze Schule wurde in Gruppen aufgeteilt und wir mussten draußen zu verschiedenen Stationen gehen, wo uns etwas vorgelesen wurde. Es hat aber nicht wirklich jemand zugehört, alle haben geredet und ich habe nichts verstanden:-P Am Ende wurde aber natürlich besonders laut für die Lehrer applaudiert, die vorgelesen
haben und wir haben jeder ein Lesezeichen mit einem Zitat bekommen. Meins lautet: „Tradition wird nicht vererbt, sondern erobert.“ (André Malraux). Muss ein schlauer Mann gewesen sein dieser André xD Nach der Schule zu Karina und wir versuchten unser Glück. Es war gar nicht sooo schwierig, wie wir gedacht hatten. Es dauerte nur ein bisschen länger als andere Kuchen. Aber unsere Mühe hat sich gelohnt. Wir haben direkt zwei Stück gebacken, einen für meine Ma und einen für Karina, und einen verputzten wir noch warm mit leckerer Vanillesoße.
Danach wurde ich von meiner Schwester Lia, die für ein paar Tage aus Buenos Aires gekommen ist =), und Lu abgeholt. Wir mussten schließlich noch ein schönes Geschenk kaufen. Das war eine Aktion:D In Deutschland hätte man vielleicht etwas Praktisches gekauft, eine Kleinigkeit wie Parfüm, Duschgel oder etwas Schönes für die Fensterbank, aber hier wurde Kleidung gekauft. Also machten wir uns zu dritt in den angesagtesten Laden der Stadt und fingen an zu suchen. Aber was der einen gefiel, wollten die anderen nicht und andersherum. Die eine wollte Lila, die
andere Blau. Die eine ein Oberteil, die andere einen Rock. Die eine was zum Knöpfen, die andere einen Pullover…und so ging es weiter. Am Ende haben wir aber eine schöne Strickjacke mit Blumen gefunden, von der alle begeistert waren und dazu noch neue Laufschuhe, da die alten schon fast auseinander fallen;D Für mich war auch noch was dabei. Nachdem, wie ich jetzt erst bemerkt habe, auch noch mein Unospiel und mein schöner Schal aus Irland geklaut worden sind, musste dringend ein neuer her. Ich hab mich von meinen Schwestern zu einem orangenen Schal mit Blumen beraten lassen. Zuerst war ich nicht so sehr begeistert, aber da sie sich ausnahmsweise sofort einig waren und sie mir gesagt haben, zu welchen Kleidungsstücken ich den überall tragen kann, habe ich ihn gekauft. Jetzt liebe ich ihn!!! =)
Ich dachte, der Geburtstag wäre erst am Samstag. Das war
er auch, aber die Feier ging schon am Freitagabend los. Es gab wie immer superviel zu essen. Brötchen, Fleisch, Salatrollen. Aber der Hauptgang waren die Torten! Wir waren nicht viele, aber es gab mindestens sieben Torten und Kuchen, aber mein Apfelstrudel schlug alle. Allerdings verstanden die Leute nicht, warum sie den Strudel mit der Vanillesoße essen sollten, womit ich mich zuvor noch abgemüht hatte. So wurde daraus am nächsten Tag Vanillepudding:D Außerdem verstand niemand, warum ich auf einmal Heißhunger auf trockenen Zwieback und Beruhigungstee (den ich übrigens
weggeschüttet, weil er einfach nur widerlich war)hatte. Man kann halt nicht alles und jeden verstehen:-P Ich habe den Abend auch einen Teil meiner Verwandtschaft kennengelernt. Onkel und Tanten, Cousins und Cousinen und meine Großeltern waren natürlich auch mit von der Partie. Alle hatten mir irgendetwas zu sagen und haben quer durcheinander geredet. Das wäre ja noch gegangen, wenn sie mir etwas Einfaches erzählt hätten und es so einigermaßen in dieselbe Richtung gegangen wäre, aber so war es leider nicht. Während die eine einfach nur an meinen Erlebnissen interessiert war, wollte mich mein Onkel ständig mit irgendwelchen komischen Jungs verkuppeln. Und ich musste mir auf Spanisch die ganzen Familienverhältnisse erklären lassen, was nicht ganz einfach war und am Ende musste meine Schwester mit Englisch aushelfen. Da kam aber dann dasselbe raus, was ich auch beim Spanischen verstanden habe, aber ich konnte es nicht so ganz glauben. Aber mal ehrlich: Würdet ihr nicht auch zuerst glauben, etwas missverstanden zu haben, wenn euer Onkel euch erzählt, er hat vier Kinder von drei verschiedenen Frauen und seine jetzige Freundin ist zehn Jahre jünger und hat auch ein Kind mit ihm, die Tante erzählt euch, sie hat zwei Kinder mit
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Mein Bruder vor dem Start |
zwei verschiedenen Vätern und die andere Tante sagt, dass ihr Mann, abgesehen von ihrem eigenen gemeinsamen Kind, noch einen weiteren Sohn mit einer anderen Frau hat?!? Also ich habe nicht geglaubt, dass ich das alles richtig verstanden habe, aber so ist es. War auf jeden Fall sehr unterhaltsam xD Während sich einige mit Begeisterung durch meine Bücher vom Sauerland schlugen, lieferten sich meine Geschwister einen Kampf mit meinem kleinen Cousin Samuel. Meine Schwester wollte unbedingt ein Foto, aber er hat sie immer gebissen. Fotos haben sie jetzt, aber nicht, wo beide nett in die Kamera lächeln =D Als es der Mitternacht entgegen ging, kam eine weitere große Geburtstagstorte mit Kerze auf den Tisch. Es wurde das spanische „Happy Birthday“ gesungen und meine Mama hat die Kerze ausgeblasen. Bei den Geburtstagen läuft es, was das angeht, immer noch wie auf den deutschen Kindergeburtstagen ab. Als die zweite Portion Torte verdrückt war, leerte sich das Haus, entgegen aller argentinischen Gewohnheiten, recht schnell, denn meine Mutter wollte noch mit ihren Freundinnen in die Disco. Mit bauchfreiem Top und transparenter Bluse zog sie los, wir
blieben Zuhause. Mit Lia und Felipe habe ich noch Monopoly gespielt. Ich habe verloren. Egal, ob ich gegen Feli, Lia oder gegen beide zusammen spiele, ich verliere immer. Die beiden haben einfach mehr Glück als ich:D Als ich schließlich ins Bett ging, freute ich mich darauf am Morgen auszuschlafen. Daraus wurde dann aber nichts.
Am sechs Uhr konnte ich nicht mehr richtig schlafen, aber gegen neun Uhr, als ich gerade daran dachte auszustehen, schlief ich schließlich doch noch mal ein. Leider nicht bis zum Mittagessen, wie ich es inzwischen hier gewohnt bin. Um elf
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Lia ♥ :D |
schreckte meine Schwester plötzlich hoch und meinte, wir wären eine Stunde zu spät und müssten uns beeilen. Ich springe also aus dem Bett, frage sie, wo wir denn hinmüssen und sie sagt…zum Hip Hop. Aber da muss ich doch nicht mit! Ne, ich könnte weiterschlafen. Das wollte ich dann aber auch nicht mehr, also bin ich mit ihr zum Hip Hop gegangen, wo die verschiedenen Gruppen für einen Auftritt geprobt haben. Ihre Gruppe war schon vorbei, aber die anderen zu sehen, war einfach super. Es war nicht nur Hip Hop, es gab auch zum Beispiel Jazz. Danach schnell nach Hause und dann weiter zur Motocrossstrecke der Stadt. Heute war dort nämlich ein großes Rennen und es musste noch eine Menge vorbereitet werden. Da mein Vater der Präsident vom hiesigen Verein ist, mussten wir alle mithelfen. Das war aber nicht sehr schlimm. Schließlich gab es Asado und wir konnten beim Training zuschauen, das hat alles wieder ausgeglichen:-P Am Abend wollten
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Torte essen =) |
wir Essen gehen, aber meine Mutter hatte eine kleine Meinungsverschiedenheit mit meiner Schwester und ist beleidigt ins Haus abgezogen, das war’s dann mit dem Essen. Meine Ma ist dann später alleine mit Papa losgegangen und wir haben uns einen gemütlichen Abend Zuhause gemacht.
Heute war dann das große Rennen, dem jeder schon entgegen gefiebert hat. Es war unglaublich. Laut meiner Schwester waren so viele Leute da, wie noch nie. Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie noch mehr Leute auf das Gelände passen sollten. Ich hatte zum Glück immer einen guten Platz, direkt an der Rennstecke, wo ich alles sehen konnte. Am besten waren die Sprünge; wenn die kleinen Jungen auf einmal einen Meter hoch in der Luft
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Kleiner Beißer mit Papa |
hingen. Es sind schon die ganz Kleinen mitgefahren, die mit ihren sechs Jahren auf kleinen Motocrossmaschinen gefahren sind. Das Rennen war aber nicht nur für Kinder und Jugendliche. Es waren auch einige Profirennen, wofür die Teilnehmer aus ganz Argentinien in unser kleines Städtchen gekommen sind. Mein kleiner Bruder ist übrigens auch zwei Rennen gefahren. Er war richtig gut! Einmal den zweiten Platz und ein Rennen hat er sogar gewonnen, sich in der letzten Runde noch gegen einen anderen Jungen durchgesetzt, der die ganze Zeit vorne war. Das Zugucken macht außerdem mehr Spaß, wenn man einen Favoriten hat und dieser Favorit dann auch noch ganz vorne mitfährt.
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Papa mit Lia =) |
Irgendwann hatte meine Schwester aber keine Lust mehr und wollte nach Hause. Ich habe mich angeschlossen…und mein Opa auch. Wir wollten ihn eigentlich nur nach Hause bringen, aber dann bestand er darauf mit uns ins Café zu gehen. Die ganze Zeit redete er davon, dass wir ins „uncetrom“ gehen, was das denn bedeuten würde. Woher sollte ich das denn wissen?! Das wäre deutsch. Am Ende stellte sich heraus, dass das Café „Unser Traum“ hieß :D Und ein Traum war es, ein Tortentraum. Und was für Torten es gab. Das meiste allerdings entweder mit ganz viel Sahne oder sehr süß. Ich glaube, da war meine „Schwarzwälder Kirschtorte“ noch am besten. Ganz gegessen habe ich sie allerdings nicht, da die Stücke knapp ein Viertel der Torte waren und das ist nicht übertrieben. Wenn man sich eine Torte als eine Stunde von einer Uhr vorstellt, ist ein Stück zehn Minuten groß. Ich habe mich schon gewundert, wo die ganze Torte war, als nur noch ein Stück im Regal stand. Als ich allerdings meinen Teller und den von meinem Opa sah, der die Gleiche hatte, war mir klar, wohin der Kuchen verschwunden war:D Er hat aber super geschmeckt, wenn auch ein bisschen zu süß.
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Ein deutsches Café |
Jetzt liege ich mit einem kugelrunden Bauch auf der Couch und schreibe meinen ausführlichsten Bericht für euch seit ich hier bin. Ihr sollt ja auch was von mir und meinen Erlebnissen haben ;D Mal sehen, was morgen kommt. Es ist mal wieder keine Schule, da „Tag des Rassismus“, an dem man daran erinnert werden soll, keinen Menschen auf Grund seiner Rasse oder Kultur zu diskriminieren. Das find ich gut, aber es gibt ständig irgendwelche „Tage des/der…“. Die suchen einfach nur einen Grund, die Schule ausfallen zu lassen. Außerdem ist der Feiertag nicht am 11. sondern am 12., aber es ist viel praktischer ein langes Wochenende zu haben, als in der Woche einen Tag frei zu haben. Mir soll’s recht sein :D
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